
Nach der Einleitung beschreibt ein Kapitel die historische Entwicklung der japanischen 'Wege der Kampfkünste' (budō). Anschließend wird die Geschichte des Karatedō ausführlich dargestellt und erörtert. Dabei werden auch bislang verbreitete Thesen kritisch hinterfragt.
Die folgenden Kapitel wenden sich der Lehre in den traditionellen japanischen Kampfkünsten sowie des Karatedō im Besonderen zu. Werden diese Kampfkünste vornehmlich unmittelbar vom Lehrer zum Schüler vermittelt, findet sich zur Ergänzung der Überlieferung, bzw. als ergänzendes Mittel der Schulung, auch die Tradition der in Prosa oder Lyrik verfassten sogenannten Lehrschriften. Diese enthalten verschiedenartige Lehrauffassungen in Bezug auf die von ihren Meistern immer wieder besonders betonte Einheit der Komponenten 'Herz' (shin), 'Technik' (gi) und 'Körper' (tai) zum Studium der Wege der Kampfkünste oder im engeren Sinne einer jeweiligen 'Schule' (ryū). Vor allem diese Lehrschriften bieten Einblick in eine tiefergehende Zielsetzung: So kann ein Interessierter zum Beispiel aus der Sicht eines Begründers einer Schule, über ein bloßes Kräftemessen bzw. über Sieg oder Niederlage im Wettkampf, d. h. über ein messbares Ergebnis, hinaus,von einem Weg der ganzheitlichen Vervollkommnung des Menschen erfahren.
Als Beispiele für Lehrschriften des Karatedō wurden Abhandlungen von den Begründern bzw. wichtigen Meistern der 'vier großen Schulrichtungen' – Shōtōkan, Gōjūryū, Shitōryū und Wadōryū – Funakoshi Gichin, Miyagi Chōjun, Mabuni Kenwa und Ōtsuka Hironori ausgewählt. Die Darlegungen in diesen Schriften sind aber nicht nur auf das Karatedō begrenzt zu sehen: Sie bieten im übertragenen Sinne auch Einblick in grundsätzliche Gedanken zu den japanischen Kampfkünsten. Zum besseren Verständnis wurde diesen Lehrschriften eine Einführung in die geistesgeschichtlichen Hintergründe bzw. wichtigen Grundbegriffe der japanischen Kampfkünste sowie ihrer schriftlichen Überlieferung vorangestellt.
Ebenfalls vor den Lehrschriften zum Karatedō finden sich Biographien ihrer Verfasser, die nicht nur die Lebensgeschichte der Meister bzw. Kommentatoren vorstellen, sondern auch eine entscheidende Phase der Verbreitung der Kampfkunst auf die japanischen Hauptinseln und ihrer Weiterentwicklung widerspiegeln.
Es folgen die zum ersten Mal direkt aus dem Japanischen ins Deutsche übersetzten Lehrschriften des Karatedō mit anschließenden Erläuterungen. Die Gründe hierfür liegen zum einen im teilweisen Fehlen westlicher Übersetzungen, zum anderen in der semantischen Präzision gegenüber Sekundärübersetzungen. Dies betrifft auch andere Quellen und ihre jeweiligen Titel.
Die Inhalte bzw. Erkenntnisse aus den vorangegangenen Kapiteln sind in der Schlussbetrachtung noch einmal kurz zusammengefasst und erörtert. Außerdem sind zahlreiche weiterführende Anmerkungen, ein Literaturverzeichnis sowie ein Index mit Schriftzeichen enthalten.
Von Heiko Bittmann
264 Seiten / DIN A5 / Paperback / 48 Abbildungen
Teruo Kono
Teruo Kono (1935 bis 2000) war ein traditioneller japanischer Großmeister der Budosportart Karate, der in vielen europäischen Ländern als Nationaltrainer wirkte und von daher einer der wenigen Japaner alter Prägung ist, die sich intensiv mit europäischer Denk- und Lebensart auseinander gesetzt haben und auch in der Lage waren, diese in ihr Denken mit einzubeziehen.
Für ihn war Karate nicht nur ein Sport sondern auch eine Lebensphilosophie mit einer speziellen Ethik. In diesem Sinne
wollte er den Budosport Karate vermitteln und seine Schüler prägen.
Um das lebenslange Lernen im Sinne des „Do“, des Weggedankens im Sinne des Zen, darzustellen und diesen
Lernweg aufzuzeigen, schrieb er die Bücher „Der Weg zum Schwarzgurt“ und „Der Weg des Schwarzgurtes“.
Aus seiner japanischen Tradition heraus wollte er über das eigene Tun Karate intuitiv erfahrbar machen.
Seine Schüler Dr. Elke von Oehsen, Peter Mixa und Werner Buddrus sind diesen Weg in seinem Sinne gegangen,
stellen aber darüber im Buch „Sanbon Kumite Training, Wettkampf, Selbstverteidigung“ diese drei Grundrichtungen mit Hintergrundinformationen dar, um der europäischen Herangehensweise, die eher analytisch geprägt ist,
gerecht zu werden und die Aspekte darzustellen, die Teruo Kono im seinem Training immer angesprochen, aber nie aufgeschrieben hat.
Seine Art zu denken und an Dinge heranzugehen, die unabhängig vom Karate interessante Lösungen für die verschiedensten Situationen des Lebens bietet, hat er unzählige Menschen in Europa geprägt.
Um dieses Erbe präsent zu halten und auch Lesern zugänglich zu machen, die den Zugang zu seinem Denken
nicht allein über das Karate finden wollen, wurde das Buch „Sein Leben meistern“ veröffentlicht, das die Biographie und Lebensphilosophie des Großmeisters Teruo Kono enthält.
Teruo Kono ist bisher der einzige Karate-Großmeister, der nicht nur ein systematisches Lernprogramm vom Anfänger bis zum Könner im sportlichen Sinne aufgeschrieben und veröffentlicht hat, sondern von dem auch eine Publikation über seinen Werdegang und sein Denken vorliegt, so dass dadurch ein komplettes Programm für Körper und Geist zur Verfügung steht.